Wir schreiben den 29. November 1869. Im Johanniskeller der „Kleinen Gilde“ zu Riga treffen sich an diesem Abend fünfzehn Studenten. Unter der Führung von Guido von Czarnocki gründen sie die „Concordia Rigensis“. Später leisten wir uns einen repräsentativen Neubau des Conventsquartiers, wie wir unser Haus nennen. Dieser Bau steht auch heute noch in der Kehrewiedergasse (heute lett.: „Atgriezsu iela“) in Riga, direkt neben dem lettischen Parlament.
Leider fand unsere Zeit im Baltikum ein plötzliches Ende. Im Zuge des Zusatzabkommens zum Hitler-Stalin-Pakt fielen die baltischen Staaten an die Sowjetunion und alle dort lebenden Deutschen wurden in Gebiete im eroberten Polen „umgesiedelt“. Gleichzeitig mit der Umsiedlung wurde unsere Concordia Rigensis (wie alle Corps) von den Nationalsozialisten im Zuge der Gleichschaltung verboten. Sehr mutig war es vom letzten Convent im Jahre 1939, das Corps nicht aufzulösen sondern lediglich den Betrieb auf unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Dies geschah mit dem Gedanken, sobald sich die Möglichkeit ergeben würde, wo auch immer das Corps wieder zum Leben zu erwecken. Wegen dieses Verbotes und des Krieges war es dann naturgemäß schwieriger den Zusammenhalt zu bewahren. Dennoch trafen sich beim jährlichen Stiftungsfest alle Corpsbrüder, die es irgendwie ermöglichen konnten. Oft wurde dafür sogar der kostbare Heimaturlaub genutzt! Durch den zweiten Weltkrieg verloren wir 32 unserer Corpsbrüder.
Nach dem Ende des Krieges fanden sich die verbliebenen Corpsbrüder in aller Herren Länder wieder, erst nach und nach etablierte sich ein neuer Lebensmittelpunkt in Hamburg. 1956 kommt dann der große Tag - unsere Concordia nimmt feierlich ihren Aktivenbetrieb mit sieben neuen Füchsen wieder auf. Philister Karneval stellt einen Teil seines neugebauten Hauses zur Verfügung und alle Concorden spenden für den Ausbau des neuen Conventsquartiers. Die Concordia Rigensis ist damit die einzige deutsch-baltische Studentenverbindung, die eine Reaktivierung geschafft hat.
In Hamburg hat die Concordia Rigensis ihre neue Heimat gefunden. Nachdem wir im Zuge der 68er unseren Aktivenbetrieb unterbrechen mussten, konnten wir 1989 diesen wieder aufnehmen und gleichzeitig den Einzug in unser neues Conventsquartier in der Tarpenbekstraße feiern.
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